6. Februar 2012

Borstige Unvegane Falle

Du kennst doch bestimmt die so genannten Bürstenschleifgeräte bzw. Frimatoren. Diese übergroßen, elektrischen Zahnbürsten mit Borstenaufsätzen, die das Gesichtspeeling intensivieren sollen. Mit Vorliebe benutzt von alteingesessenen Kosmetikerinnen.

Nun ja abgesehen davon, dass diese mechanische Art des Abschleifens sehr aggressiv ist, und man heutzutage problemlos eine komplette Gesichtsbehandlung machen kann, ohne auch nur ein Mal auf diese Dinger zurückzugreifen, so lauert hier eine „un-vegane“ Falle. (ich liebe Endlossätze)

Diese Borsten sind in 95% aller Fälle tierischen Ursprungs. Ob Ziegenhaar- oder Rosshaarbürsten, nur sehr selten trifft man hier auf das synthetische Pendant.


Und warum ist das so? Immer noch hält sich das Gerücht, das synthetische Borsten grundsätzlich von minderer Qualität sind – und tierische halt besser, da natürlicher. Nun ja, wenn auch Du glaubst, dass tierische Borsten besser sind, dann dürfte der Artikel dich doch sehr interessieren.


Untersucht man die Struktur von Naturborsten, so stellt man schnell fest, dass diese von Innen hohl sind. Ganz simpel. Werden nun diese „hohlen Borsten“ für ein Peeling eingesetzt, so können sich im Inneren der Borsten Hautpartikel, Bakterien und Vieren ansammeln, die man nicht so einfach wieder entfernen kann.

Gemäß Deutscher Hygieneverordnung §4 sind "mehrfach zu verwendete Geräte nach jeder Anwendung, bei der es zu einer Verunreinigung des Gerätes durch Blut oder Wundsekret gekommen ist" zu desinfizieren und zu sterilisieren. Hier bewegen wir uns bei den Bürsten in einer Grauzone, denn Bürsten dringen nicht in die Haut ein (wie z.B. Skalpelle, Lanzetten) und müssen somit nicht sterilisiert werden. Soweit die Theorie. In der Praxis jedoch schleifen die Bürsten die Oberfläche der Haut ab und somit auch z.B. Schorf (ggf. Blutkontakt) oder gleiten über entzündete Stellen und u.U. über Wundsekret. In diesem Fall sollte (eigentlich) auf jeden Fall sterilisiert werden.

Doch was ist nun die offizielle Empfehlung? Die Bürsten müssen zunächst gereinigt werden, sowohl grob mit Wasser, als auch Kleinstpartikel entfernend mit einem Ultraschall-Reinigungsgerät. Dieses Gerät entfernt durch implodierende Kavitationsbläschen Verunreinigungen selbst in sehr kleinen Poren. Ich vermute jedoch, dass genau dieser Schritt bei den meisten Kosmetikerinnen ausgelassen wird, da dies mit Glück ein Mal am Tag gemacht wird und nicht bei jedem Kunden neu. Nun müssen noch Krankheitserreger abgetötet werden (Desinfektion).

Fazit: In der Praxis wird wahrscheinlich nur kurz mit Desinfektionsmitteln gesprüht, womit man z.B. krankheitserregende Bakterien und Viren zwischen Hautpartikeln in den Hohlräumen nicht abtöten kann. Na ja, und die Vorstellung mit einer Bürste behandelt zu werden, in der sich noch die Hautzellen des Vorgängers befinden ist doch recht eklig!

Somit: Kunstborsten wären definitiv von Vorteil, da hier keine Hohlräume existieren. Zahnbürstenhersteller raten schon seit Jahren von Naturborsten ab. Hier, hier und hier.

Außerdem reicht die Qualitätsspanne bei Kunstborsten von niedrig bis unwahrscheinlich hoch. Die Qualität ist hierbei also alles andere als ein limitierender Faktor. Doch entweder scheint es zu unrentabel für Hersteller zu sei, Bürstenschleifgeräte mit hochwertigen Kunststoffborsten zu produzieren oder aber das Qualitätsgerücht hält sich wacker, sodass wenn Qualität verlangt wird automatisch Naturborsten gefordert sind.

Go vegan – sogar bürstentechnisch eine Empfehlung.

Ein borstiges Schubidu
Moni Rocksbeauty

 Edit: Hier ein toller Beitrag von der lieben Erbse zum Thema: Pinselkunde/Borsten.